Feueranemonen (Manjanos) und Glasrosen mit Strom entfernen

Das Problem und Lösungsversuche

 

Seit längerem habe ich ein großes Problem mit Feueranemonen  (Anemonia manjano im Meerwasser-Lexikon) und Glasrosen (Aiptasia pulchella im Meerwasser-Lexikon), da sie sich stark vermehrt haben und sogar verschiedene Korallen vernesselt und verdrängt haben!

Gegen diese altbekannten Plagen im  Meerwasseraquarium hatte ich eigentlich von Anfang an eine Putzercrew in meinem 3300l-Aquarium, die sehr gute Arbeit geleistet hatte:

Leider ist der Pinzettfisch schon nach nicht mal 2 Jahren bei mir gestorben, ohne dass ich eine Ursache ausmachen konnte – ich vermute eine Vibrionen-Infektion. Das Nachsetzen eines Neuen hat leider trotz aller Mühe nicht funktioniert, da er wie auch schon ein Zwergkeiser von den Doktorfischen fertig gemacht wurde.

Glasrosenfressende Nacktschnecke (Berghia stephanieae im Meerwasser-Lexikon)  kommen bei mir leider auch nicht in Frage, da ich einige Lippfische im Aquarium habe und diese Schnecken fressen.

Diverse Mittelchen Gegen Glasrosen wie Aiptasia X, Kalkbrei usw. habe ich auch mit nur sehr mäßigem Erfolg versucht. Bei den Mengen und der Größe meines Aquariums war das ohnehin kaum praktikabel.

Zuletzt hatte ich sogar trotz des hohen Preises ITC Reef Delete (https://www.amazon.de/dp/B09PRJ8SPW/) mit UV-C versucht. Bei Glasrosen hat es zeitweise funktioniert, trotz vieler Anwendungen kamen die und vor allem auch die Feueranemonen aber immer wieder.

Da mir also etwas die Optionen ausgingen, habe ich ein Gerät selbst gebaut, das ich von youtube-Videos aus den USA kenne, das in Europa aber nicht zu bekommen ist: Videos mit “Manjano Wand” auf youtube.

 

Der Nachbau

 

Das Gerät “Manjano Wand” (Feueranemonen Zauberstab) funktioniert mit Gleichstrom. Dadurch wird an den Elektroden durch Elektrolyse Sauerstoff und Wasserstoff erzeugt. Berührt man mit der Anode eine Glasrose oder Feueranemone bildet sich auch im Gewebe sehr viel Wasserstoff und es wird zerstört. Die Einzelteile steigen nach oben und können abgefischt werden oder landen im Ablauf und damit bei mir im Vliesfilter.

Achtung: Dies ist nur eine Anregung und ein Nachbau erfolgt auf eigene Gefahr! Ich übernehme keine Verantwortung für Schäden oder Verletzungen!

 

Im Prinzip braucht man also nur eine Anode, eine Kathode, 2 Kabel, eine Stromquelle und eine Stange. Hier meine Liste von Einzelteilen.

Einkaufsliste:

 

Der Zusammenbau:

Um keine Angst vor Rost haben zu müssen, habe ich als Anode eine Spitze aus medizischem Titan verwendet, diese wird mit dem Minus-Pol (schwarzes Kabel) des Netzteils als Anode verbunden. Damit sich kein Zinn im Wasser lösen kann, habe ich das Kabel nicht verlötet sondern einfach nur um die Titan-Spitze gewickelt und mit Korallen-Sekundenkleber fixiert. Danach Kabel und Wicklung gründlich mit dem flexiblen Unterwasserkleber ummantelt.

Als Kathode habe ich kein Metall verwendet sondern um möglichst wenige Ablagerungen zu haben einfach Kohlenstoff in Form von Graphit-Stangen, die mit dem Plus-Pol (rotes Kabel) verbunden wird.

Um die mit dem Kabel zu verbinden, habe ich längs eine Kerbe in das Graphit geritzt, so dass das abisolierte Kabel reinpasste, habe es mit Gummiband fixiert und die freien Stellen verklebt so dass der Draht möglicht gut Kontakt hat und nach einigen Stunden auch hier Kabel und Metall mit mehreren Schichten Unterwasserkleber überzogen.

Damit ich möglichst gut an die Plagegeister komme, auch wenn diese unter einem Vorsprung sind, nutze ich zwei 45°-PVC-Winkel. Diese sind einfach auf ein kurzes Stück Rohr gesteckt, so dass man sie bewegen kann. Dadurch kann ich alle möglichen Winkel bis zu 90° bilden.  Das eine Ende wird mit dem langen Rohr verbunden und vorne verwende ich noch ein kurzes Stück PCV-Rohr.

Je kürzer das vordere Rohr ist, desto besser kommt man auch in Spalten – deswegen habe ich die Grahpit-Elektroden in der Mitte durchgebrochen, könnte je nach Geschmack aber auch in voller Länge bleiben.

Jetzt musste ich nur noch eine kleine Einsparung für das rote Kabel aussägen, das Kabel durch die Rohre ziehen, das ganze zusammenstecken und noch den Graphitstab mit Kabelbinder und Kleber oben am Rohr Fixieren sowie die Spitze mit Korallenkleber in das Rohr kleben und die Kabel mit dem Netzteil verbinden.

 

Von den Einzelteilen zum Einsatz:

 

Eigentlich wollte ich noch einen Druck-Schalter (https://www.amazon.de/gp/product/B0966WQRH6/) einbauen, habe mich aber dann doch für eine Funk-Streckdose (https://www.amazon.de/dp/B002ZCX6C0/) entschieden, um das komplette Netzteil stromlos schalten zu können.

Wer ganz auf Nummer Sicher gehen will, könnte noch etwas wie einen Personenschutz-Adapter  (https://www.amazon.de/dp/B01N9NP1CV) verwenden.

 

Die Anwendung

 

Das Entfernen der Feueranemonen ist eigentlich recht einfach, verlangt nur etwas Fingerspitzengefühl und Ausdauer. Ich habe festgestellt, dass man bei den Manjanos wo man den Fuß sehen kann, diese einfach mit eingeschaltetem Strom aufspießen kann und  oft lösen sie sich dann freiwillig vom Untergrund. Das ist natürlich Ideal und man kann einfach ausschalten, sie aus dem Wasser nehmen und abstreifen und komplett entsorgen.

Wenn das nicht funktioniert, z.B. weil sie in einer Spalte sitzen kann man Sie auflösen. Ich steche dafür einfach in die Mitte, schalte den Strom ein und rüttele. Dann lösen sich Schleim und Fetzen und steigen nach oben. Bei abgeschalteten Strömungspumpen werden die Teile von der Oberfläche abgesaugt und sie landen im Filter oder man legt ein Netz bereit und fischt sie ab. Wenn man sie auflöst sollte man aber sehr gründlich sein. Bei mechanischen Versuchen habe ich festgestellt dass sie neu wachsen, wenn etwas vom Fuß übrig bleibt!

Glasrosen zu erwischen ist leider etwas schwieriger! Bei eingeschaltetem Strom ziehen sie sich sehr schnell und viel kleiner zurück, so dass sie schlecht zu erwischen sind! Hier muss man als etwas schneller und geschickter sein. Leider lassen sie auch normalerweise nicht los, so dass man sie auflösen muss und dabei noch etwas gründlicher sein sollte.

 

Bis jetzt bin ich äußerst zufrieden mit den Ergebnissen. Viele Bereiche im Aquarium sind schon nach einer Anwendung frei von Manjanos und Glasrosen! Manchmal übersieht man welche und muss nochmal ran, bis jetzt konnte ich aber weder feststellen, dass sie durch die Behandlung wieder kommen noch konnte ich eine massenhafte Vermehrung beobachten!

 

Hier ein kurzes Video zur Entfernung einer Feueranemone (Manjano):

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Achtung: Auch wenn es nur Niederspannung mit 12V sind sollte man mit Strom und Wasser immer vorsichtig sein, es könnten Tiere oder Anwender verletzt werden! Bei Problemen könnte es zu Fehlströmen kommen, die den FI-Schalter auslösen. Das Gerät sollte je nach Größe des Aquariums nicht zu lange am Stück verwendet werden und es sollte gut belüftet werden, da sich nicht nur elementarer Sauerstoff bildet der sehr Reaktionsfreudig ist sondern auch explosiver Wasserstoff, außerdem könnte sich im Salzwasser auch etwas Chlor bilden – also Vorsicht!!

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    • Andreas am 11. November 2023 um 8:54

    Antworten

    Ein echter Durchbruch beim entfernen von Plagen wie zb Glasröschen.
    Innovation als auch Erfindergeist !!..
    Die Möglichkeit für geringen Aufwand seine Plagegeister zu elemenieren od zumindest im Zaum zu halten.
    Dieses Gerät sollte dringend als Bausatz in kleinserien Format entwickelt werden. 😉
    Es gibt sicherlich viele Aquarianer die das althergebrachte als schlechtes Handwerkszeug betrachten. Weil uneffizient und mit mäßigem Erfolg betrachten.

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